Seminararbeit -
BAT – BERLINER AMNESIE TEST
von Metzler, Voshage und Roesler 1992



 
 
1.) Experimentelle und neuropsychologische Basis der Testentwicklung :

Erkrankungen des ZNS wie zerebrale Durchblututngsstörungen, Demenzen vom Alzheimertyp, alkoholismubedingte Störungen, Schädelhirntraumen,usw. führen zu organisch bedingten kognitiven Leistungsdefiziten, wobei der Störung der Gedächtnisfunktion eine zentrale Rolle zukommt :
Sie gilt als besonders sensitiv für die Früherkennung hirnorganisch bedingter kognitiver Leistungsbeeinträchtigungen und sie stellt bei einigen Erkrankungen das zentrale Symptom dar. ( z.B. Korsakowsyndrom)

Ad. Korsakow : Um 1880 publizierte der russische Neurologe Korsakoff die erste detaillierte Beschreibung der bei Alkoholikern häufig vorkommende Amnesie.
 Um dieselbe Zeit publizierte auch Wernike eine Arbeit zu diesem Krankeitsbild.
 Nach neueren Auffassungen stellen beide Arbeiten keine getrennten Krankheiten dar, sondern nur verschiedene Stadien der gleichen Krankheit.
 Epidemiologie : Etwa 3.-5% aller Alk. Werden davon befallen, meist im 5.-6.Lebensjahrzehnt.
 Klinik: Die Krankheit beginnt auf neurologischem Gebiet häufig mit Augenmuskellähmungen, Bljcklähmungen, Pupillenstörungen, Gang- und Standunsicherheit.
In 90% der Fälle sind auch polyneuritische Zeichen festzustellen.  Als Vorboten werden relativ häufig Magen-Darm-Störungen und Fieber beobachtet
 Das EEG ist meist verändert (abnorme Abläufe mit Verlangsamung).
Psychische Störungen sind von Anfang an sehr häufig. Sie beginnen mit leichten deliranten Symptomen, später treten dazu Allgemeinveränderungen wie Apathie. und Teilnahmslosigkeit. Bei Besserung des Zustandes wird als Durchgangssyndrom ein amnestisch-konfaibulatorischer Zustand beobachtet.
Im ungünstigen Fall kommt es zu einem persistierenden amnestischen Defekt mit und ohne Konfabulationen.

Die Korsakow-Psychose im eigentlichen Sinn ist gekennzeichnet durch folgende Störungen, die voneinander wahrscheinlich unabhängig sind :
1.) Verlust des Altgedächtnisses verbunden mit der Unfähigkeit sich neue Gedächtnisinhalte einzuprägen oder zu lernen.
2.) Verminderte Fähigkeit der Reproduktion von Gedächtnisinhalten
3.) Relativ geringe aber doch eindeutige Verschlechterung der Auffassungsfähigkeit.
4.) Verminderung der Spontaneität und Initiative.
5.) Konfabulationen sind nicht regelmässig auftretende Störungen und sind deswegen nicht notwendig für die Diagnose.
6.) Störungen der Konzentrationsfähigkeit, der visuellen und verbalen Abstraktion.

Die Prognose des Korsakow-Syndroms ist schlecht.
Nur etwa 12-20% kommen zu einer völligen Restitution, 20% bleiben völlig ungebessert, der Rest weist Residualstörungen auf
Das K.-Syndrom ist nicht spezifisch für Alkoholmißbrauch. Es kann auch durch Traumen, Hypoxie (verminderte Sauerstoffzufuhr), bestimmte Gifte und Infektionen auftreten.

Da der Begriff Gedächtnisstörung zu unspezifisch erschien, haben sich Metzler, Voshage und Rösler für die Bezeichnung Amnesie entschieden, wobei es genauer anterograde Amnesie heißen müßte.
Weitere Synonyme wären Merk- und Lernfähigkeitsstörung oder mnestische Defizite.

Es ist dabei notwendig, die sogenannte retrograde Amnesie von der anterograden Amnesie abzugrenzen.
Mit retrograder Amnesie bezeichnet man die Erinnerungsstörung die dadurch gekennzeichnet sind, daß Inhalte aus der vergangenheit nicht mehr erkanntund wiedergegeben werden können.
Die Bezeichnung anterograde Amnesie bezieht sich dagegen auf Störungen bei der Bildung und dem Abruf neuer Gedächtnisinhalte (Lern- und Merkfähigkeitsstörungen).
Der vorliegende Test dient ausschließlich der Diagnostik der klinisch wesentlich bedeutsameren anterograden Amnesie.

Anwendungsindikationen des BAT :
1. in der quantitativen Beurteilung leichter bis schwerer mnestischer Defizite bei der klinisch- psychologischen Diagnostik des hirnorganischen Psychosyndroms,

2. in der Veränderungsmessung im Rahmen der Beurteilung von Therapie- und Remissionseffekten,

3. in der klinischen Prüfung von neuen Therapien

4. bei der Forschung auf dem Gebiet des Alkoholismus, der CVI ( cerebrovaskuläre Insuffizienz) der ALZHEIMER Demenz und anderen Krankheiten, bei denen mnestische Störungen auftreten und

5. bei der Untersuchung von mnestischen Defiziten im hohen Lebensalter.

Vorgehensweisen bei Untersuchungen zur anterograden Amnesie :
Bei der psychologischen Leistungsdiagnostik des hirnorganischen Psychosyndroms gilt die Gedächtnisstörung neben der Konzentrationsstörung und der kognitiven Verlangsamung als wesentliches Anzeichen einer hirnorganisch bedingten Leistungsminderung.
Die Gedächtnisstörung kann aber auch, im Falle einer organischen Amnesie, als spezifische und relativ isolierte Symptomatik ohne zusätzliche kognitive Defizite auftreten.
Das mit dem Begriff organische Amnesie gekennzeichnete klinische Krankheitsbild war in den letzten 10-12 Jahren Gegenstand einer Fülle experimenteller neuropsychologischer Untersuchungen, in denen das Wesen mnestischer Störungen unterschiedlicher Ätiologie untersucht wurde.
Die Experimente wurden vorwiegend an Patienten mit folgenden Diagnosen durchgeführt:
1.) Korsakow-Syndrom
2.) Geschlossenes Schädel-Hirn-Trauma
3.) Bilaterale Elektrokrampf-Therapie (ECT)
4.) Transitorische globale Amnesie
5.) Encephalitis
6.) Demenz
7.) unilaterale bzw. bilaterale temporale Lobektomie
8.) Cerebrale Hypoxie
9.) Aneurysma der arteria communicans anterior

WeIche der Vorgehensweisen man bei Amnesie-Untersuchungen wählt, hängt von den Zielen ab, die man sich in der experimentellen Forschung gesetzt hat.

1.) Demgegenüber lassen sich die Charakteristika einer bestimmten Form der   Amnesie besser ermitteln, wenn Amnestiker gleicher Ätiologie untersucht werden.
2.) Eine Herangehensweise, die sich auf die Symptomatologie stützt und amnestische Patienten unterschiedlicher Ätiologie zuläßt, bietet bessere Möglichkeiten, Ahnlichkeiten zwischen Amnesien unterschiedlicher Genese zu identifizieren und damfi evtl. zu einer bestimmten Menge von Merkmalen zu gelangen, die vielen Formen der Amnesie gemeinsam ist.

Allgemeine Merkmale der anterograden Amnesie :

1.) Bei der Amnesie handelt es sich eher um eine selektive als um eine globale Störung.
Gedächtnisleistungen nicht generell und nicht im gleichen Maße betroffen sind, sondern neben den stark gestörten Funktionen geringer gestörte und auch erhaltene Funktionen
Dies wird u. a. bei der weiteren Betrachtung deutlich, wenn es um die Amnesie-Merkmale recall und recognition sowie deren Verhältnis zueinander geht.

2.) Die Amnesie ist keine einheitliche Störung.

- Sie kann einerseits neben vorhandenen gemeinsamen Merkmalen zusätzliche Charakteristika aufweisen.
- Oder andererseits können Amnestiker sich bei unterschiedlicher ÄtioIogie in den Ausprägungsgraden bestimmter MerkmaIe, unterscheiden.

In der Darstellung der Amnesie-Merkmale knüpfen Metzler Voshage und Rösler an die Arbeiten von PIERCY (1977) und HIRST (1982) an

1. Merkmal: Extrem gestörtes free recall bei ltemmengen, deren Umfang die Kurzzeitgedächtnisspanne wesentlich übersteigt.
Die recall-Leistung wird mit verbalem Material, d. h. über die unmittelbare freie Reproduktion von Wortlisten geprüft.
Unabhängig von der Ätiologie ist bei allen Amnestikern die recall-Leistung übereinstimmend signifikant schlechter als die der jeweiligen Kontrollgruppen.

Amnestiker sind nicht  zu recall-Leistungen in der Lage, die über die unmittelbare Kurzzeitgedächtnisspanne hinausgehen und an aktive Verarbeitungsprozesse gebunden sind.

2. Merkmal: Verstärkung des recall-Defizits durch verzögerte Reproduktion (distractor- Technik)
Die distractor-Technik ist als experimentelle Methode eingeführt worden, um die Vergessensrate zu untersuchen.
Wählt man Ablenkungsaufgaben mit einer Dauer von  einer Minute oder mehr, ist mit dieser Methode auch die Möglichkeit gegeben, längerfristige Behaltensleistungen zu prüfen.
Der methodische Vorteil gegenüber einer verzögerten Reproduktion ohne Ablenkungsaufgabe besteht darin, daß das zu erinnernde Material nicht durch „inneres Wiederholen“ (rehearsal) im Rahmen der Kurzzeitgedächtnisspanne behalten werden kann.
Geht man von der Annahme aus, daß nur solche ltems behalten und nach Verzögerung reproduziert werden können, die durch aktive Formen der lnformationsverarbeitung kodiert wurden, so sind die extrem schlechten Reproduktionsleistungen von Amnestikern Ausdruck jhrer Defizite in der (spontanen) Anwendung effektiver Kodierungsstrategien.
 

3. Merkmal: Im Vergleich zum free recall geringer gestörtes recognition
Mit desem Merkmal wird zum Ausduck gebracht, daß recall und recognition bei Amnesie in quantitativ unterschiedlicher Weise gestört sind.
Das recall-Defizit ist wesentlich höher als das recognition-Defizit.
Die recognition-Leistung ist bei Amnestikern aber auch verringert.

4. Merkmal: Im Vergleich zum free recall geringer gestörtes cued recall.
Die Verbesserung der Gedächtnisleistungen beim recognition ist darauf zurückzuführen, daß durch die Darbietung der Zielitems der selbständige aktive Abruf der ltems entfällt, d.h., daß eine wesentliche Abrufhilfe gegeben wird. Recognition-Tests sind daher als Tests mit spezieller Form der Erinnerungshilfe gekennzeichnet worden .

Die Wirkung von Abrufhilfen (retrieval cues) wird aber vorwiegend durch eine Variante des recall-Paradigmas-durch sog.cued-recall-Tests-untersucht.

Das wesentliche Ergebnis der meisten Untersuchungen mit cued-recall-Tests besteht darin, daß sich Amnestiker zwar – wie beim recognition – im Vergleich zum free recall verbessern, daß jedoch ihre Gedächtnisdeifzite durch Abrufhilfen nicht vollständig aufgehoben werden, d.h., daß signifikante Unterschiede zu normalen Kontrollpersonen bestehen bleiben.

5. Merkmal: Erhöhte Proaktive Interferenz
Dabei vvird dem Probanden eine kurze Sequenz von ltems dargeboten (z. B drei verschiedene Substantive), und er wird dann aufgefordert, diese ltems nach einem bestimmten Zeitintarvall zu reproduzieren.
Während dieser Verzögerung muß der Proband eine Ablenkungsaufgabe (distractor) ausführen, die das Innere Wiederholen der ltems verhindern solI: z. B. rückwärts zählen, Farben benennen o. ä..
Dieser Ablauf wird vier- oder fünfmal mit neuen Dreiergruppen von Substantivel1 wiederholt.
Die proaktive Interferenz ist für die Verringerung der Gedächtnisleistungen bei diesem Aufgabentyp verantwortlich ist.
ltems aus früher dargebotenen Dreiergruppen interferieren zunehmend mit der jeweils zuletzt genannten Triade und führen zu Vertauschungsfehlern bei der Reproduktion.
Es kann im Ergebnis dieser Untersuchungen festgestellt werden, daß bei Amnestikern in bedeutend höherem Maße als bei Normalen Proaktive Interferenz auftritt und daß dies eine der Ursachen ihrer schlechten Gedächtnisleistungen darstellt.

6. Merkmal: Defizit in der spontanen Anwendung effektiver Kodierungsstrategien
Neben Abrufstörungen werden auch Defizite bei der Kodierung und insbesondere bzgl. Aktiver Formen der lnformationsverarbeitung für die Gedächtnisprobleme von Amnestikern verantwortlicn gemacht.
Damit sind Defizite in der semantischen Kodierung angezielt.
Gemeint ist die Fähigkeit inhaltliche Beziehungen zwischen den ltems herzustellen oder einzelne ltems zu analysieren und sie mit bestehendem Gedächtnisbesitz zu verknüpfen

7. Merkmal: Normale Kurzzeitgedächtnisspanne
Die Kurzzeitgedächtnisspanne ist bereits durch umfangreiche Untersuchungen von MILLER (1956) ermittelt worden, in denen festgestellt wurde daß das menschliche Gedächtnis bei normaler Funktion in der Lage ist, eine Menge von 7 +/- 2 bekannten ltems nach einmaliger Darbietung unmittelbar zu reproduzieren.
Die Tatsache, daß die Kurzzeitgedächtnisspanne beim Amnestiker nicht gestört ist, wurde bereits von PIERCY (1977) und HIRST (1982) als ein Merkmal der organisch bedingten Amnesie formuliert, das sich auch in zahlreichen weiteren Untersuchungen bestätigt hat.

2. Testkonstruktion :

Gedächtnistests in der Leistungsdiagnostik
Die uns bekannten und in der klinischen Diagnostik .zur Zeit. verwendeten Gedächtnistests wurden von Metzler, Voshage und Roesler auf inhaltliche Validität bzgl. Der vorhin dargestellten Amnesiemerkmale untersucht.

Überblick über die Amnesiemerkmale, die mit dem jeweiligen Test prüfbar sind, und über die Art des Materials, weIches im Test Verwendung findet. 

*Die meisten Tests enthalten recall-Anforderungen,
*Die Minderung der recall-Leistungen duch Verzögerung der Reproduktionsphase oder distractor ist nur bei einem Teil der Verfahren prüfbar.
*Die Prüfung der recognition-Leistungen erfolgt in 50% der betrachteten Verfahren.
*Inwieweit die spontane Anwendung von Kodierungsstrategien einen Einfluß auf die Gedächtnisleislung hat, wird in keinem Verfahren systematisch geprüft..
*Die Möglichkeit zur Erfassung der Proaktiven Interferenz fehlt in den angegebenen Verfahren völlig.
*Die Kurzzeitgedächtnisspanne als eigenständiges Merkmal ließe sich in den gekennzeichneten Verfahren prinzipiell erfassen, sofern man das „Zahlennach- sprechen vorwärts‘ extra bewertete.
*Bei den verbalen Anforderungen überwiegt strukturiertes Material (Sätze, Texte, nach semantischen Kategorien geordnete Wortlisten, Wortpaare). Wie schon bereits erwähnt, ist ein systematischer Vergleich zwischen den Typen verbalen Materials bei keinem Test vorgesehen. Das gleiche gilt für die figuralen Anforderungen.
In vielen Fällen werden Abbildungen von Gegenständen oder geometrischen Figuren verwendet, die für die Prüfung von aktiven Kodierungsstrategien ungeeignet sind.

Das TÜLUC-Verfahren, das bezüglich der Prüfbarkeit der Amnesiemerkmale am besten abschneidet, besitzt in  psychometrischer Hinsicht sehr große Mängel.
In diesem Test findet eine Vermischung von Rating-und Leistungsskalen statt.
 

Zielstellung der Testentwicklung

Der Test sollte
1.). die Amnesiemerkmale abbilden und diese hinreichend genau quantitative erfassen,
2.) leichte bis schwere mnestische Defizite erfassen und zwischen verschiedenen Graden mnestischer Störungen gut differenzieren
3.) sowohl den praktischen Erfordenissen des Klinikbetriebes als auch den Bedingungen der Forschung im Rahmen klinischer Studien genügen, d. h.
– eine Gesamttestzeit von 1 Stunde nicht überschreiten,
–  - bzgl. Der Durchführung und der lnstruktionen auch für hirnorganisch beeinträchtigte Patienten leicht verständlich sein und
- der Ermüdung durch abwechslungsreiche Gestaltung entgegenwirken,
4.) Vertaufsbeurteilungen mnestischer Störungen sowohl für den Einzelfall als auch für Stichprobenuntersuchungen ermöglichen,
5.) . dem gegenwärtigen psychometrischen Standard entsprechen (Standardisierung, Aussagen zur Faktorenstruktur, Reliabilitäts- und Validitätsuntersuchungen)

Methodische Bedingungen nach denen der BAT aufgestellt ist

1.) Die Art der Informationsaufnahme
Aus methodischen Gründen ist es sinnvoll, die Art der lnformationsaufnahme zu vereinheitlichen und das einzuprägende Material einheitlich visuell darzubieten, Lediglich der Untertest 5 ,die Prüfung der Kurzzeitgedächtnisspanne, erfolgt wie allgemein üblich audtitiv .
Eine Variation der Sinnesmodalität als Einflußfaktor erschien nicht notwendig, da modalitätspezifische Gedächtnisstörungen bei organischen Amnsien nicht bekannt sind.

2.) Lernbedingungen (inzidentelles oder intentionales Lernen)
Diese Variation bezieht sich darauf, ob der Proband über die nachfolgende Behaltensprüfung informiert ist oder nicht.
Das hier vorgestellte Verfahren ist bezüglich der Lernbedingungen in allen Untertests  gleich, d. h. der Proband wird daraufhingewiesen, daß es sich um eine Gedächtnisaufgabe handelt und er sich möglichst viel von dem dargebotenen Material einprägen und später wiedergeben soll (intentionales Lernen),

3.) Abruf- (retrieval-) Bedingungen
Wir unterscheiden drei Grundformen von retrieval Bedingungen bei der Behaltensprüfung :
free recall,
cued recall und
recognition.
In der genannten Reihenfolge nimmt die Retrievalunterstützung zu und erleichtert l die Erinnerung. Da der Retrievalprozeß ein zu untersuchender Einflußfaktor ist, werden in dem neuen Verfahren (freel-recall- und recognition-Leistungen systematisch variiert und bei der Testauswertung zueinander ins Verhältnis gesetzt. Dadurch kann die Dominanz – der recall-Defizite bei Amnestikern geprüft werden,
 

4.) Art des Materials
A) Figurales Material
Es erscheint deshalb sinnvoll, zwischen drei Arten von figuralem Material zu unterscheiden:
Typ 1 : bezieht  sich auf ltems, die eine unmittelbare verbale Kodierung gestatten. Dazu gehören Abbildungen konkreter Gegenstände oder geometrische Figuren, die eine sprachliche Repräsentation besitzen z.B. BENTON-Test.
Aktive Kodierungsprozesse sind hier nicht nötig weil die begriffliche Kodierung des Bildes ein Automatismus ist.
Die lnstruktion der Verbalisierung bringt bei solchen Bildern keinen Vorteil für die Gedächtnisleistung.

Typ 2 : bezeichnet ltems, bei denen keine direkte verbale Kodierung möglich ist,. Figurale ltems dieserArt werden z.B im DCS verwendet. Die Instruktion zur Verbalisierung bringt bei solchem Material eine deutliche Steigerung der Gedächtnisleistung.

Typ 3 : bezieht sich auf ltems, bei denen eine begriffliche Kodierung weitgehend ausgeschlossen ist.

Die Trennung der Materialtypen scheint uns dringend geboten, bei der Konstruktion des Tests beschränkt sich die Auswahl figuralen Materials auf Typ 2 und 3.
Auf Materialtyp 1 kann verzichtet werden, da hiermit weder Rückschlüsse auf figurale Gedächtnisleistungen im eigentlichen Sinne noch Schlußfolgerungen über aktive Kodierungsstrategien möglich sind.

B) Verbales Material
Verbales Material wird im Test in Form von unstrukturierten und semantisch strukturierten Wortlisten verwendet.
Die unstrukturierte Wortliste erfordert eine aktive Bearbeitung des einzuprägenden Materials, da die ltemmenge wesentlich über der Kurzzeitgedächtnisspanne liegt.
Die strukturierte Wortliste ist nach einer semnantischen Kategorie (Oberbegriffrelation) geordnet.
Die semantische Struktur innerhalb dieser Wortliste hat die Funktion einer Kodierungshilfe und dient der Überprüfung des Defizits in der aktiven Nutzung semantischer Relationen.

5.) Materialumfang
Mit Ausnahme der Prüfung der Kurzzeitgedächtnisspanne selbst ist die ltemmenge bei allen Untertests so gewählt, daß sie deutlich oberhalb der Kurzzeitgedächtnisspanne liegt

6.) Zeitlicher Abstand zwischen Lern und Testphase
Je nach Größe des zeitlichen Abstandes zwischen Lern- und Testphase spricht man von unmittelbarer oder verzögerter Reproduktion.
Die verzögerte Reproduktion dient der Prüfung der längerfristigen Behaltensleistung.

Die Ersteller des BAT gehen von der Hypothese aus, daß nur solche ltems längerfristig behalten und nach Verzögerung reproduziert werden können, die durch aktive Formen der Informationsverarbeitung kodiert wurden.
Diese Prozesse sind jedoch bei Amnestiken gestört.
Um bei der Testdurchführung die Verzögerungszeit gering zu halten und um zu verhindern, daß das Material durch „inneres Wiederholen“ (rehearsal) im Rahmen der Kurzzeitgedächtnisspanne gehalten wird, kommt die distractor-Technik im Test zur Anwendung.

copyright Simone Sassenrath

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